6. Die Pferde

Oftmals kann durch die Neuankunft eines Pferdes eine ansteckende Krankheit in einen Betrieb gelangen. Deshalb gilt es, vor Ankunft des Pferdes einiges abzuklären. Dabei sind diese Fragen zu stellen:

  • Zeigt das Pferd Anzeichen einer ansteckenden Krankheit? Kann die klinische Gesundheit durch den Tierarzt bestätigt werden (Stichwort „Gesundheitszeugnis“)?
  • Sind oder waren im Herkunftsstall momentan oder in der Vergangenheit Pferde von einer ansteckenden Krankheit betroffen?
  • Wie ist der Impfstatus des Pferdes?
  • Wie sieht es mit dem Entwurmungsmanagement aus?

In einigen Betrieben ist es gängige Praxis, das ein vom Tierarzt ausgestelltes Gesundheitszeugnis für den Neuankömmling verlangt wird. Auch wenn ein solches Zeugnis keine Garantie darstellt, dass das neu ankommende Pferd frei von ansteckenden Krankheiten ist, stellt es dennoch eine sinnvolle Maßnahme dar, um die Gefahr der Einschleppung eines Krankheitserregers durch eine neues Pferd zu verringern.

Um zusätzlich das Risiko der Einschleppung einer Infektion zu minimieren, sollte das neu ankommende Pferd für einige Zeit (10 Tage bis drei Wochen) in einigem Abstand und ohne direkten Kontakt zu den übrigen Pferden des Bestandes (siehe auch Kapitel 5.9) gehalten werden. In dieser Zeit ist es wichtig, täglich den Gesundheitszustand des Neuankömmlings zu überprüfen. Neben der Messung der Körperinnentemperatur sollte auch die Futter und Wasseraufnahme, das Befinden des Pferdes und die Kotkonsistenz kontrolliert werden.

Sind ein oder mehrere Pferde zu Besuch auf einem Betrieb, beispielsweise anlässlich eines Lehrgangs, sollte ähnlich vorgegangen werden. Idealer Weise sind die Besuchspferde in einem getrennten Stalltrakt und auch auf einer abgetrennten Weide oder Paddock untergebracht. Es gilt, zunächst die permanenten Pferde des Betriebes und im Anschluss daran die Besuchspferde zu füttern und zu misten. Werden die Besuchspferde gemeinsam mit den übrigen Pferden bewegt, beispielsweise in der Reithalle, dürfen die Pferde nicht direkt aneinander schnuppern. Wichtig ist, dass Pferdeäppel am Boden möglichst zügig eingesammelt werden, um einen mögliche Krankheitsübertragung zu verhindern. Auch sollte es gängige Praxis sein, dass jedes Pferd über ein eigenes Equipment verfügt, allen voran sind hier Utensilien wie das Putzzeug, Gamaschen, Decken und Satteldecken zu nennen. Oftmals werden Krankheitserreger über diese Gegenstände von einem auf das andere Pferd übertragen. Ein typisches Beispiel sind durch Pilze hervorgerufene Hauterkrankungen, hier gelangt der Erreger schnell über Putzzeug auf die Haut der Pferde.

Unter besonderer Beobachtung im Hinblick auf Krankheitsanzeichen – wie z. B. Fieber, Nasenausfluss und Durchfall – sollten auch die Pferde stehen, die von einem Turnier oder einer sonstigen Veranstaltung heimkehren. Treten Krankheitsanzeichen auf, ist ein Umzug des Pferdes in den Quarantäne- bzw. Krankenstall empfehlenswert. Folgende Fragen sind in diesem Zusammenhang für jedes Pferd täglich, zum Beispiel während eines Stallrundganges, zu beantworten:

  • Macht das Pferd einen munteren Eindruck? Ist es bei Ansprache aufmerksam oder steht es vielleicht eher zurückgezogen in einer Ecke des Stalls?
  • Hat es gefressen und wurde beobachtet, ob es getrunken hat?
  • Zeigt das Pferd Nasen- oder Augenausfluss? Hat man es husten gehört?
  • Belastet das Pferd alle vier Gliedmaßen gleichmäßig oder sind vielleicht auch Verletzungen zu sehen?
  • Hat das Pferd geäppelt? Wurde das Absetzen von Urin beobachtet?
  • Wie sind die Äppel beschaffen? Hat das Pferd vielleicht Durchfall?

Bei Auffälligkeiten sollte der zuständige Tierarzt benachrichtigt werden.

Für den Fall, dass in einem Betrieb Pferde von einer ansteckenden Krankheit betroffen sind, ist es nicht nur wichtig, dass diese Pferde im Quarantänestall aufgestallt werden, sondern auch, dass sie strikt dort verbleiben, bis der behandelnde Tierarzt Entwarnung geben kann, um die gesunden Pferde des Betriebes vor der Krankheit zu schützen.

Ein weiteres Element, Pferde effektiv vor Infektionskrankheiten zu schützen, ist das Impfen. Detaillierte Informationen zu diesem Thema sind in Kapitel 14 zu finden. Zudem ist es entscheidend, dass alle Pferde einem Entwurmungsmanagement unterzogen werden. Informationen dazu finden sich in Kapitel 15.

Fieber messen bei meinem Pferd: Wie geht das eigentlich?

  • Die normale Körperinnentemperatur des Pferdes beträgt 37,5 bis 38,0°C. Ab einem Wert von 38°C wird von erhöhter Temperatur gesprochen, allerdings gibt es dabei Schwankungen von Pferd zu Pferd. Um die individuelle Temperatur seines Pferdes zu kennen, empfiehlt es sich, wenn das Pferd gesund ist von Zeit zu Zeit Temperatur zu messen.
  • Zeigt das Thermometer Werte über 38,5°C an, hat das Pferd Fieber.
  • Die Körperinnentemperatur des Pferdes wird rektal gemessen. Dazu wird das Thermometer ca. 5 bis 10 cm tief in den Anus des Pferdes eingeführt.
  • Für das Messen positioniert man sich selbst seitlich neben dem Pferd, auf keinen Fall direkt hinter dem Pferd stehen!
  • Wird das Thermometer nicht richtig in den Anus des Pferdes eingeführt, kann die Temperatur nicht erfasst werden, in der Regel ist der erhaltene Wert dann zu niedrig.
  • Bei einem zu tiefen Einführen des Thermometers besteht Verletzungsgefahr für das Pferd.
  • Während des Messens muss das Thermometer gut festgehalten werden. Auch kann es hilfreich sein, eine Schnur am Ende des Thermometers zu befestigen, um es daran fixieren zu können.
  • Es gibt spezielle Thermometer für Großtiere, die über eine ausreichende Länge verfügen. Diese werden zum Messen der Körperinnentemperatur empfohlen.
  • Nach dem Messen sollte das Thermometer vorsichtig gereinigt und anschließend desinfiziert werden.