5. Der Betrieb
In jedem pferdehaltenden Betrieb gilt es, bestimmte risikobehaftete Bereiche im Hinblick auf die Übertragung ansteckender Krankheiten, zu überprüfen. Hygienemaßnahmen helfen dabei, Hygienerisiken abzumildern und einer Verbreitung ansteckender Keime vorzubeugen. Nachfolgend wird auf einzelne Bereiche im Betrieb eingegangen.
5.1. Lagerung von Futter
Die Lagerung des Futters ist ein entscheidender Baustein für eine gute Betriebshygiene. Sie sollte an einem vor der Witterung geschützten Ort erfolgen, bei Heu und Stroh beispielsweise unter einem Abdach. Auch ist es wichtig, die Heu- und Strohballen auch von unten vor Feuchtigkeit zu schützen, um einer Schimmelbildung vorzubeugen. Hierbei kann die Lagerung der Ballen auf Paletten hilfreich sein. Kraftfutter wird oftmals in Silos gelagert. Es ist sehr wichtig, dass diese in regelmäßigen Abständen gesäubert und desinfiziert werden, da sich sonst dort angesiedelte Keime sehr schnell über das Futter verbreiten. Eine absolute Grundvoraussetzung ist die gute Qualität von Rau- und Kraftfutter!
Mein Pferd bekommt ein Ergänzungsfuttermittel oder gar ein Medikament. Worauf sollte ich achten?
- Weder Medikamente, noch Ergänzungsfuttermittel sollten zusammen mit dem Kraftfutter im Futterwagen umher gefahren werden. Es besteht die Gefahr, dass das Medikament oder Ergänzungsfutter in das Futter gelangt und so auch andere Pferde die beinhaltenden Stoffe mit dem Futter aufnehmen. Neben gesundheitlichen Auswirkungen können positive Ergebnisse bei Medikationskontrollen auf Turnieren die Folge sein.
- Idealer Weise werden alle Medikamente im Stall in einem dafür vorgesehenen Schränkchen oder in einer Kiste aufbewahrt, sodass sie nicht nur trocken und geschützt, sondern auch sicher gelagert werden. Alle Behältnisse sind beschriftet, so dass der Inhalt und das Pferd, welches das Medikament bekommen soll, gut zu erkennen sind. Auch ist die Angabe sinnvoll, wie oft und in welcher Form das Medikament gegeben werden soll. So ist auch bei einem Wechsel der versorgenden Personen gesichert, dass jedes Pferd das nötige Medikament auf die richtige Weise erhält.
- Auch beim Verabreichen von Medikamenten wird auf eine gute Hygiene geachtet. Wird dem Pferd beispielsweise ein Medikament mit einer dafür vorgesehenen Spritze ins Maul gegeben, sollte die Spritze bei einer geplanten Wiederverwendung für diesen Zweck im Anschluss gründlich gereinigt werden. Sollen mehrere Pferde ein Medikament auf diesem Weg erhalten, muss ganz besonders auf eine Reinigung und Desinfektion nach jedem Pferd geachtet werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Krankheiten übertragen werden können.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass in den Ausscheidungen von Pferden, die mit einem Medikament behandelt werden, Rückstände des Präparats vorhanden sein können. Dies gilt beispielsweise für den Urin oder den Kot, aber auch auf vom Pferd beleckten Gitterstäben werden in einigen Fällen sogar Medikamentenrückstände nachgewiesen. Damit weder das behandelte, noch ein anderes Pferd versehentlich Medikamentenrückstände aufnimmt, muss darauf geachtet werden, dass nach Abschluss einer Behandlung mit einem oder mehreren Medikamenten die Box gründlich ausgemistet und gereinigt wird. Andernfalls können gesundheitliche Schäden oder positive Ergebnisse bei Medikationskontrollen auf Turnieren auftreten.
- Zusätzlich ist es empfehlenswert, ein Behandlungsbuch zu führen, in dem Behandlungen und die Verabreichung von Medikamenten und Ergänzungsfuttermitteln für alle Pferde im Stall dokumentiert werden. Für Pferde, die mit dem Status „Schlachtequide“ im Equidenpass eingetragen sind, ist das Führen des Behandlungsbuches verpflichtend.
5.2. Tränkwasser
Ein Aspekt, dem oftmals zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, ist das Tränkwasser. Qualitativ sollte Tränkwasser dem Trinkwasser entsprechen. Tränkwasser guter Qualität sollte Pferden ständig zur Verfügung stehen. Eine jährliche Analyse des Tränkwassers ist empfehlenswert, insbesondere, wenn dieses nicht aus dem öffentlichen Netz bezogen wird. So können mögliche Risiken aus diesem Bereich, wie zum Beispiel eine Belastung mit schädlichen Keimen, auf ein Minimum zu reduziert werden. Große Wasserbottiche, aus denen mehrere Pferde trinken, wie zum Beispiel Badewannen, sind in Haltungen, in denen Pferde in einer festen Gruppe gehalten werden, oftmals üblich. Allerdings muss beachtet werden, dass über diese gemeinsame Tränke Krankheitserreger von einem auf ein anderes Pferd übertragen werden können. Dies kann zum Problem werden, wenn ein neues Pferd ohne vorherige Quarantäne in die Gruppe kommt. Auch sind Wasserbottiche zum Tränken auf Turnieren oder anderen Veranstaltungen unter dem Aspekt der Hygiene nicht zu empfehlen. Ähnliches gilt für natürliche Gewässer, wie zu Beispiel Teiche oder Bäche. Diese sollten deshalb durch einen Zaun umgrenzt sein, so dass Pferde keinen Zugang haben.
5.3. Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung
Ein entscheidendes Element für die Biosicherheit eines Betriebes ist die Ungezieferbekämpfung. Neben der Gefahr, dass Schadnager, wie Ratten und Mäuse, oder auch Insekten, Krankheitserreger von Pferd zu Pferd übertragen, hinterlassen insbesondere Ratten und Mäuse ihren Kot, über den ebenfalls Keime übertragen werden können. Einige vorbeugende Maßnahmen sollten unbedingt getroffen werden, um Ratten, Mäusen und Insekten keine Chance zu geben:
- Jegliches Futter, wie Kraftfutter oder Müslis, aber auch Leckerlis, Äpfel oder Möhren, sollte in fest verschließbaren Behältnissen aufbewahrt werden.
- Auch Pflegeprodukte, wie Cremes oder Huffett, sollten stets verschlossen sein, um sie vor Fliegen und anderen Insekten zu schützen.
- Auf der Anlage sollten mögliche Nest- bzw. Versteckecken des Ungeziefers ausgemacht, entrümpelt und in regelmäßigen Abständen gereinigt werden.
- Regelmäßiges Ausmisten und sauber halten der Ställe beugt, insbesondere während der Sommermonate, einem übermäßigen Fliegenaufkommen vor.
In manchen Fällen sind vorbeugende Maßnahmen nicht ausreichend, um dem Ungeziefer Herr zu werden. Da der Einsatz von Giftködern oder mechanischen Bekämpfungsmethoden in Pferdeställen erhebliche Gefahren birgt, sollte hierfür unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein oder zwei Hofkatzen, so hart es klingen mag, eine Ungezieferplage allein nicht bekämpfen können. Oftmals nutzen auch Vögel, wie Schwalben oder Spatzen, den Pferdestall, um beispielsweise auf Vorsprüngen ihr Nest zu bauen. Wichtig ist dabei zum einen, dass Nester nicht oberhalb von Trögen und Tränken gebaut werden, da herunterfallender Kot zu Verschmutzungen führt und ein Krankheitsrisiko darstellt. Zudem darf der Besatz, insbesondere an Tauben und Dohlen, nicht zu hoch werden, denn auch Vögel können auf direktem oder indirektem Weg Krankheiten übertragen.
5.4. Hygiene auf Weide und Paddock
Auch auf der Weide oder auf dem Paddock sollte vor allem im Hinblick auf die Belastung mit Wurmeiern das Ziel einer guten Hygiene verfolgt werden. Die nachfolgende Checkliste zeigt wichtige Punkte, die dabei beachtet werden sollten:
- Die Weiden und Ausläufe werden regelmäßig, alle zwei bis drei Tage, abgeäppelt. Ein Übertritt von Larven aus dem Kot in den Boden der Weide wird zu einem Teil verhindert. Dadurch sinkt für die gesamte Herde das Risiko, sich mit Magen-Darm-Parasiten zu infizieren.
- Für alle Pferde auf einer Weide oder einem Auslauf gibt es ein gemeinsames Entwurmungskonzept.
- Es wird eine Rotation zwischen Weiden durchgeführt, um eine Überweidung zu vermeiden und die Parasitenbelastung zu reduzieren. Ist eine Rotation zwischen Weiden nicht möglich, sollte die zwischenzeitliche Nutzung von Paddocks in Erwägung gezogen werden, damit Leerzeiten eingehalten werden können.
- Eine Wechselbeweidung mit anderen Spezies (z. B. Rinder) ist eine sinnvolle weidehygienische Maßnahme zur Reduktion des Parasiteninfektionsdruckes. Eine Düngung der Weiden mit unbehandeltem Pferdemist ist nicht zu empfehlen, da es zum Eintrag von Parasiten und Keimen auf die Weidefläche kommen kann.
5.5. Reinigung und Desinfektion
Ein weiterer Baustein für eine gute betriebliche Biosicherheit ist die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Stallungen, Putzplätzen sowie weiteren Bereichen und Gerätschaften, angefangen bei Schubkarren, Schaufeln und Besen, bis hin zu Treckern und anderen Maschinen. Durch diese Maßnahmen werden Keime, darunter auch mögliche Krankheitserreger, Dreck und Staub, regelmäßig von Oberflächen entfernt.
Oftmals finden Gerätschaften in unterschiedlichen Bereichen des Stalles Einsatz. Eine Verbreitung von Krankheitserregern, beispielsweise über die Reifen des Treckers oder der Schubkarre, ist möglich.
Die nachfolgenden Punkte helfen bei der Planung und Durchführung von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen:
- Bezieht ein Pferd eine neue Box, sollte diese vorab vollständig ausgemistet, gereinigt, desinfiziert und anschließend frisch eingestreut werden.
- Sehr wichtig ist es, das eine gründliche Reinigung jeglichen Desinfektionsmaßnahmen vorgeschaltet wird, da sich das Desinfektionsmittel sonst schon am Schmutz verbraucht und nicht gegen Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten wirksam wird.
- Durch wissenschaftliche Studien konnte gezeigt werden, dass schon allein durch eine gründliche Reinigung unter Verwendung von Reinigungsmittel und Wasser 90 % der vorhandenen Bakterien entfernt werden können.
- Bei der Verwendung von Hochdruckreinigern zur Reinigung darf der Wasserdruck nicht so hoch eingestellt werden, dass es zu einer Aerosolbildung kommt. Dadurch aufgewirbelte Keime können im Stall verbreitet werden.
- Nur wenn die Oberflächen vollständig getrocknet sind, wird das Desinfektionsmittel aufgesprüht. Dies ist wichtig, damit das Desinfektionsmittel nicht durch noch zurückgebliebenes Wasser verdünnt wird und in der Wirksamkeit nachlässt.
- Das Desinfektionsmittel sollte ein breites Wirkungsspektrum gegen möglichst viele Krankheitserreger haben. Hilfe bei der Wahl des richtigen Desinfektionsmittels gibt es beim Tierarzt und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft, die Listen geeigneter Desinfektionsmittel für den Tierhaltungsbereich ausgibt.
Es gilt zu beachten, dass beim Reinigen und Desinfizieren, insbesondere, wenn das Pferd krank war, Schutzkleidung, wie Einmaloveralls und Überschuhe, getragen werden sollten, da sich ansteckende Keime in noch anhaftendem Schmutz oder in der Einstreu befinden können. Wichtig ist, dass nach Abschluss der Arbeiten die Utensilien, wie Schaufeln oder Bürsten ebenfalls gereinigt und desinfiziert werden, damit noch in den Utensilien befindliche Keime nicht verbreitet werden.
Die Aufstellung eines Reinigungs- und Desinfektionsplanes, in dem festgelegt wird, wann und in welchen Umfang Stallbereiche, Gerätschaften und Maschinen gereinigt und desinfiziert werden müssen, kann sehr hilfreich sein. Weitergehende Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen im Falle des Ausbruchs einer ansteckenden Krankheit sollten ebenfalls im Plan erfasst werden. Hierzu zählt unter anderem das Auslegen von Desinfektionsmatten und -wannen. Detaillierte Information für diesen Fall sind im Kapitel 12 zu finden.
Reinigen und Desinfizieren im Pferdestall – Schritt für Schritt erklärt
- Zunächst gilt es, die zu reinigende Oberfläche von grobem Schmutz oder Staub zu befreien, dies kann mit einer Bürste oder einem Besen und klarem Wasser erfolgen. Allerdings sollte das Wasser unter niedrigem Druck stehen, damit Staub und Keime nicht aufgewirbelt werden. Handelt es sich um einen Stall, muss dieser vorab auch vollständig ausgemistet werden.
- Anschließend erfolgt das Abschrubben der Oberfläche mit Reinigungsmittel und genügend Wasser. Dabei sollte man sich von oben nach unten vorarbeiten. Beim schrubben ist es empfehlenswert, innerhalb gedachter Vierecke, die aneinander grenzen, zu arbeiten und zunächst in horizontaler, dann in vertikaler Richtung zu schrubben. Nach dem Schrubben wird die Fläche mit Wasser abgespült. Ist noch anhaftender Schmutz zu erkennen, muss das Abschrubben wiederholt werden.
- Eine ausreichend lange Phase zur Trocknung schließt sich an.
- Im letzten Schritt wird das Desinfektionsmittel aufgesprüht. Wichtig ist dabei, dass die Angaben und Empfehlungen des Herstellers beachtet werden. Die Zeit, in der das Desinfektionsmittel einwirkt, sollte mindestens 10 Minuten betragen. Danach kann es mit klarem Wasser abgespült werden.
5.6. Der Umgang mit toten Pferden
Auch wenn es ein trauriges Thema ist, sollte in jedem Reitstall geklärt sein, wie vorzugehen ist, wenn ein Pferd gestorben ist oder eingeschläfert werden musste.
Handelt es sich um einen Todesfall ungeklärter Ursache, besteht die Möglichkeit, das tote Pferd einer Obduktion zuzuführen. Hierfür gibt es spezielle Institute und Einrichtungen, die für die Durchführung von Obduktionen eine Erlaubnis haben. Informationen über entsprechende Einrichtungen in der Region gibt es beim Tierarzt oder den Veterinärämtern.
Besteht der Wunsch oder die Notwendigkeit einer Obduktion nicht, wird der Tierkörper durch Mitarbeiter der Tierkörperbeseitigungsanstalt abgeholt. Der Pferdebesitzer ist dafür zuständig, das tote Pferd bei der Tierkörperbeseitigungsanstalt zu melden und eine Abholung des Pferdes zu veranlassen. Wichtig ist, dass der Tierkörper bis zur Abholung sicher und ordnungsgemäß aufbewahrt wird. Dabei sollten die folgenden Punkte Beachtung finden:
- Die Lagerung sollte an einem Platz erfolgen, der für LKWs gut erreichbar ist. Dies ist für die Abholung wichtig.
- Der Lagerungsplatz sollte etwas abgelegen sein und sich an einer Stelle befinden, an der Reiter und Pferde üblicherweise nicht entlang kommen. Vom Tierkörper können schädliche Keime ausgehen.
- Erfolgt die Lagerung nicht in einer abgelegenen Scheune oder unter einem Abdach, sollte das tote Pferd abgedeckt werden. Hierzu kann eine Plane verwendet werden.
- Der Untergrund, auf dem das Pferd gelagert wird, sollte befestigt sein, damit dieser nach Abholung des Pferdes gereinigt und desinfiziert werden kann.
5.7. Management des Mistes
Wichtig ist, sich vor Augen zu führen, dass der Mist grundsätzlich eine Quelle ansteckender Krankheiten sein kann. Deshalb gilt es, einige wichtige Punkte, beispielsweise beim Ausmisten, zu beachten, um die Biosicherheit im Pferdestall auch unter diesem Gesichtspunkt zu erhöhen:
- Schubkarren und Forken, die zum Ausmisten verwendet werden, sollten nicht auch zu anderen Zwecken, wie beispielsweise zum Verteilen von Heu, genutzt werden. Ist eine solche Trennung nicht möglich, wird eine Reinigung und Desinfektion der Utensilien nach dem Ausmisten notwendig.
- Der Bereich, in dem der Mist auf dem Hof gesammelt und eine Zeit gelagert wird, sollte abseits der Stallungen und Futterlagerungsplätze angelegt sein. Zudem ist dieser Bereich so zu wählen, dass übliche Betriebswege, beispielsweise der Weg vom Stallgebäude in die Reithalle, dort nicht entlang führen. Pferde, Hunde und sonstige tierische Bewohner sowie Wildtiere haben keinen Zugang.
- Der Aufbau der Mistplatte unterliegt baurechtlichen Vorschriften, die zu befolgen sind. Grundsätzlich gilt, dass der Untergrund so beschaffen sein sollte, dass dort keine Pfützen entstehen können, in denen sich durch den Mist gesickertes Regenwasser sammelt. In den Pfützen können sich Krankheitserreger ansammeln, die weitere Verbreitung finden, wenn beispielsweise ein Pferd durch diese Pfützen tritt.
5.8. Zugänge / Parkplätze
Eine ansteckende Krankheit kann durch Personen oder Fahrzeuge, speziell auch deren Reifen, auf die Reitanlage gebracht werden. Zusätzliche Infos zu diesem Thema gibt es auch im Kapitel 7.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, gilt es, einige wichtige Punkte beim Anlegen der Parkplätze und bei der Regelung des Personenzugangs zur Reitanlage zu beachten:
- Das Gelände der Reitanlage oder des Pferdestall sollte durch einen Zaun oder ein Mauer nach außen hin abgegrenzt sein. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass ein ausgebüchstes Pferd möglichst schnell aufgehalten wird, sondern auch, dass Personen oder Tiere von außen nicht auf das Gelände gelangen. So wird der Einschleppung von Keimen vorgebeugt.
- Der Zugang zur Reitanlage sollte möglichst nur über einen Eingang erfolgen. Um beispielsweise im Falle des Ausbruchs einer ansteckenden Krankheit den Zugang zu beschränken, sollte ein Tor oder ähnliches vorhanden sein.
- Für Fremde oder zufällige Besucher, die sich beispielsweise während eines Spazierganges den Reitstall und die Pferde ansehen möchten, ist der Zutritt zu den Stallungen sowie zu Weiden oder Paddocks tabu. Mit Hilfe von erklärenden Schildern an Stallgebäuden kann dies kenntlich gemacht werden.
- Der Parkplatz, der von Besuchern, Pferdebesitzern, Reitlehrern und anderen beteiligten Personen genutzt wird, sollte in einiger Entfernung zum Stall angelegt sein. Zusätzlich weisen Schilder auf diesen Parkplatz hin.
- Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Fahrzeuge von Hufschmieden, Tierärzten und sonstigen Therapeuten gelegt werden, da diese oftmals aus arbeitstechnischen Gründen näher an den Stallgebäuden parken, gleichzeitig aber auch mehrere Pferdeställe an einem Tag besuchen und so Keime einschleppen können. Es empfiehlt sich deshalb, eine zusätzliche Parkmöglichkeit für diese Personen auszuweisen die zwar näher an den Stallgebäuden angelegt ist, aber dennoch verhindert, dass Autos direkt vor Stalltoren geparkt werden. Auch empfiehlt es sich, festzulegen, an welcher Stelle fremde Gespanne oder Transporter parken, wenn beispielsweise Reiter für einen Trainingsritt zu Besuch auf der Anlage sind. Auch hier sollte die Parkmöglichkeit mit Hinweisschildern gekennzeichnet und die Reiter vor ihrem Besuch darüber informiert werden.
Besteht die Gefahr, dass eine ansteckende Krankheit ausbrechen könnte oder sind Pferde im Stall von einer solchen Krankheit betroffen, muss der Zutritt zum Stall auf das Nötigste reduziert werden. Detaillierte Infos zu dieser Situation sind im Kapitel 12 zu finden.
5.9. Quarantäne- oder Krankenstall
Es ist sehr empfehlenswert, auf jedem Pferdebetrieb einen räumlich abgetrennten Stallbereich einzurichten, in dem Neuankömmlinge oder Pferde, die zu Besuch sind, untergebracht werden.
Ziel dieser Maßnahme ist es, die übrigen Pferde des Betriebs vor ansteckenden Keimen, die durch die Neuankommenden oder Besucher mitgebracht werden könnten, zu schützen. Pferde, die Anzeichen einer ansteckenden Krankheit zeigen oder bei denen eine ansteckende Krankheit festgestellt wurde, sollten ebenfalls in den Quarantäne- bzw. Krankenstall umziehen, um einer Verbreitung der Infektion auf die übrigen Pferde Einhalt zu gebieten. Der Krankenstall sollte so aufgebaut und ausgerüstet sein, dass die Kriterien der folgenden Checkliste erfüllt sind:
- Der Quarantäne- bzw. Krankenstall sollte idealerweise in einem von den anderen Pferden getrennten Stallgebäude eingerichtet sein. Ist dies nicht möglich, kann eine räumliche Abtrennung zu den übrigen Pferden durch das Einziehen einer Wand erfolgen. Der Zugang wird dann durch eine zusätzliche Tür ermöglicht. Eine frei gelassene Box kann alternativ als Abgrenzung für den Quarantäne- bzw. Krankenstall genutzt werden. Auch ist es beispielsweise möglich, Boxenwände mit einer Plane abzukleben und so für eine Abschirmung der Pferde voneinander zu sorgen. In jedem Falle gilt es, das optimal Mögliche eines jeden Pferdestalls auszuschöpfen.
- Im Kranken- bzw. Quarantänestall sind die Boxenwände so beschaffen, dass die Pferde keinen direkten Kontakt zu einander haben.
- Auch darf jeglicher Kontakt zu Pferden außerhalb des Quarantäne- bzw. Krankenstalls nicht möglich sein, dementsprechend ist beispielsweise ein gemeinsamer Weidegang nicht möglich. Auslauf kann nur auf einem speziell für diesen Zweck ausgewiesenen Areal erfolgen.
- Alle Flächen, wie zum Beispiel Wände, Trennwände oder Böden sind leicht zu reinigen und desinfizieren. Sprödes Holz oder abbröckelnder Beton sollten im Quarantäne- und Krankenstall tabu sein!
- Es werden getrennte Gerätschaften, wie Besen, Forken, Futterschaufeln und Eimer benötigt, die ausschließlich für diesen Bereich genutzt werden. Eine Markierung der Gerätschaften mit Permanentmarker oder Klebeband hilft dabei. Ist die Bereitstellung getrennter Gerätschaften nicht möglich, müssen die Utensilien nach jeder Nutzung im belegten Quarantäne- oder Krankenstall gereinigt und desinfiziert werden, bevor diese wieder im „sauberen“ Teil zum Einsatz kommen.
- Auch Halfter, Decken, Putzzeug und andere Ausrüstungsgegenstände werden markiert und nur für das Pferd im Quarantäne- bzw. Krankenstall genutzt.
- Angebrachte Schilder weisen alle Personen deutlich auf diesen besonderen Stallbereich hin. Der Zutritt des Stalls oder das Berühren von Pferden ist Unbefugten streng untersagt.
- Am Zugang des Quarantäne- bzw. Krankenstalls ist eine Möglichkeit zum Waschen und Desinfizieren der Hände vorhanden. Zusätzlich gibt es Platz, um gegebenenfalls Schutzkleidung anzulegen und um eine Desinfektionswanne oder -matte auszulegen.
- Der Mist und sonstige Abfälle aus dem Quarantäne- oder Krankenstall müssen so entsorgt werden, dass eine indirekte Krankheitsübertragung nicht mehr erfolgen kann.
- Haustiere, wie Hunde und Katzen, dürfen nicht in den Quarantänestall mitkommen.
Bei der Planung und bei Aufbau eines Krankenoder Quarantänestall kann der Tierarzt beratend helfen. Ebenso ist der Tierarzt die Kompetenzperson der Wahl, wenn es um Fragen bezüglich der Nutzung des Kranken- oder Quarantänestalls geht. Zusätzlich ist es hilfreich, eine für den Quarantäne- und Krankenstall verantwortliche Person festzulegen, die dafür sorgt, dass dieser Stall stets auf einem guten Stand ist und wichtige Utensilien, wie Schutzkleidung und Einmalhandschuhe, immer parat stehen. Auch achtet die verantwortliche Person darauf, dass Hygienemaßnahmen richtig und ordnungsgemäß umgesetzt werden, wenn ein Pferd im Quarantäne- und Krankenstall untergebracht ist.
- 1. Einleitung
- 2. Definitionen und Begriffsbestimmungen
- 3. Grundlagen
- 4. Anwendungsbereiche des Hygieneleitfadens
- 5. Der Betrieb
- 6. Die Pferde
- 7. Beteiligte Personen
- 8. Veranstaltungen (Turniere, Schauen, Lehrgänge)
- 9. Transporte
- 10. Auslandsaufenthalte und Reisen mit dem Pferd
- 11. Ein Pferd krank – wie geht es weiter und was ist zu tun?
- 12. Hygienemaßnahmen: Was, wann und wie?
- 13. Ab wann gilt der betroffene Stall wieder als „frei“?
- 14. Impfungen des Pferdes und Impfmanagement
- 15. Empfehlungen zum Entwurmungsmanagement